Pestarzt und Strohmann
Thomas Schöpfs Leben in Kürze
- 1520 Geburt in Breisach am Rhein
- 1541–43 Studium der Freien Künste in Basel
- 1544–46 Studium in Wittenberg, Magister Artium
- 1547 Stelle als Lehrer an der Stadtschule St. Peter in Basel und Heirat mit Anna Suracher, älteste Tochter des Gastwirts Stefan Suracher; Anna und Thomas Schöpf haben drei Kinder
- 1552–1553 Medizinstudium in Montpellier, Abschluss in Valence mit dem Doktorat in Medizin
- 1554–1564 Stadtarzt in Colmar, die Familie bleibt in Basel; Pesttod der Ehefrau Anna, von den Kindern überlebt nur Anna (1548). 1564 Heirat mit Elsbeth Hoffmann
- 1564 Bern beruft Schöpf als Stadtarzt; Umzug von Colmar nach Bern ins Doktorhaus mit Ehefrau Elsbeth und Tochter Anna; Elisabeth und Thomas Schöpf haben vier Söhne
- 1577 Erkrankung an Pest, Tod am 16. Juni
Schöpfs Ruf nach Bern kam durch eine Interessensverbindung zustande: der mittellose Verleger Adelberg Sauracker (vor 1528–1592) in Basel und Niklaus Zurkinden (1506–1588), einflussreicher Berner Ratsherr, Publizist, damals Stadtschreiber und später Generalkommissär der Waadt, teilten die Vision einer grossen Karte der Stadtrepublik Bern. Da die Ratsregierung die Veröffentlichung einer Karte abgelehnt hätte, wurde Schöpf, Saurackers Schwager, als Strohmann für die Karte eingesetzt und deshalb als Pestarzt nach Bern berufen.
1564 wütete in Bern die Pest. Schöpfs Arbeit als Spital- und Hausarzt war ein Kampf gegen vielerlei Krankheiten und liess ihm keinerlei Freiraum. Die Karte entstand in seinem Umfeld: Zurkindens Schwiegersohn, der Bernburger Martin Krumm, Zeichner, Maler und Visierer, verfertigte Skizzen der bernischen Landschaften. Zurkinden selbst verfasste die Chorographie. Als Kopisten wählte er den Schreiber Jakob Bucher, der 1569 als Ehemann von Schöpfs Tochter Anna in das Geheimnis um die Autorschaft eingebunden war. Die Arbeiten fanden im Atelier von Schöpfs Doktorhaus statt.
Die Karte wurde 1578, ein Jahr nach Schöpfs Tod, gedruckt. Aus Gründen der Geheimhaltung wurde die Kartenproduktion gestoppt. Die 18 Druckplatten bei Jobin in Strassburg wurden requiriert. 1672 verwendete man sie für den Zweitdruck in Bern zuhanden des Rats.