Handschriftliche Chorographie
Die Schöpfkarte war kein Produkt systematischer Landesvermessung, sondern entstand in Wechselwirkung mit einer handschriftlichen Beschreibung in Worten, der sogenannten Chorographie.
Bis vor kurzem waren bloss wenige Abschriften der Chorographie bekannt. Bei den Arbeiten für die Ausstellung und das begleitende Heft wurden weitere Abschriften sowie zusätzlich etwa 15 sogenannte Topographien, die einen Auszug aus der Chorographie enthalten, ausfindig gemacht. Die links abgebildete Seite stammt aus der ältesten bekannten Chorographie und enthält die Beschreibung von Thun.
Die geringe Anzahl der frühen Abschriften lässt den Schluss zu, dass sie als hochgeheime Informationsträger galten, welche die Machtelite des Staats Bern im Vorfeld des Dreissigjährigen Krieges unter Verschluss zu halten suchte. Erst nach 1650 zeigt die weitere Verbreitung der Handschriften, dass die Geheimhaltung allmählich gelockert wurde. Schöpfkarte und Chorographie haben allerdings 150 Jahre lang das Kartenbild Berns wesentlich geprägt.
Die rechts abgebildete Handschrift wurde erst kürzlich im Burgerarchiv Thun entdeckt. Hier ebenfalls die Beschreibung von Thun.