Folgekarten im 16. Jahrhundert
Die Entstehung der Schöpfkarte steht im Zeichen eines fundamentalen Wandels nach dem Mittelalter, der das antike Kartenbild endgültig durch neue Länder- beziehungsweise Regionalkarten ersetzte. Man kann sie als «Inkunabeln» des Kartendrucks bezeichnen.
Bei der Schöpfkarte, die mit ihrem Massstab und der gesamtheitlichen Darstellung des alten bernischen Staatsgebietes damals eine Innovation darstellte, war ein Abkupfern geradezu selbstverständlich. Im Folgenden sind Karten beschrieben, die eine Verwandtschaft mit der Schöpfkarte aufweisen.
Vorgängerkarte zu Schöpf: Die Karte der gesamten Schweiz von Aegidius Tschudi wurde erstmals 1538 gedruckt und diente vielen anderen Kartenmachern als Vorlage. Hier ein Beispiel aus dem Atlas von Abraham Ortelius.
Die Karte der Schweiz von Tschudi widerspiegelt das wachsende Selbst- und Nationalbewusstsein der Schweiz und das erwachende Bedürfnis nach konkreter Anschauung. Sie entstand vor den ersten Aufnahmekarten einzelner Orte beziehungsweise Regionen der Schweiz, zu denen auch die Schöpfkarte zu zählen ist. Ansicht auf E-rara.
Wilhelm Techtermann verwendete die im gleichen Jahr publizierte Schöpfkarte als Vorlage für seine eigene Karte – die erste des Kantons Freiburg. Er fertigte sie nicht in offiziellem Auftrag, sondern für sich selbst an. Das ausserkantonale Territorium ist olivfarbig koloriert, so dass der Kanton Freiburg als inselartige Darstellung erscheint. Die Karte übernimmt viel von Schöpf, enthält aber auch Berichtigungen.
Wiflisburg steht für Avenches. Gerhard Mercators Karte zeigt das Gebiet, obwohl auf Schöpf basierend, nordgerichtet. Er war der Erste, der den Inhalt der Schöpfkarte für seine Regionalkarten Wiflisburgergau und Aargau (hier zudem mit Informationen aus der Zürcherkarte von Jost Murer) übernahm. Beide wurden 1585 im Mercator-Atlas herausgegeben. Ansicht auf E-rara
Mercators Gesamtkarten der Schweiz veränderten das Kartenbild der Schweiz. Wenn vorhanden wurden regionale Karten als Vorlage benutzt, so auch die Schöpfkarte. Die nach Norden ausgerichtete Gesamtkarte der Schweiz erschien erstmals 1585. Die hier abgebildete Karte stammt aus dem Jahr 1630.
Das Gewässernetz war früher in kleinmassstäbigen Karten ein wichtiges Element. Beim Kopieren der Schöpfkarte wurde die Darstellung der Emme-Schlucht «Wilde Bockten» falsch interpretiert und viele der Folgekarten – wie die vorliegende – zeigen einen nichtexistenten See. Ansicht auf E-rara