Literatur und Geselligkeit
Lesegesellschaften inszenierten sich als Horte literarischer und intellektueller Bildung, aber auch als Orte des Vergnügens und der Unterhaltung. Während sich in der als exklusiv und intellektuell geltenden Lesegesellschaft Zerstreuung und Geselligkeit auf den Kreis der Mitglieder beschränkten, erreichte die Museumsgesellschaft mit ihren öffentlichen Vorträgen, Abendunterhaltungen, Bällen, Spielen, Ausflügen und gemischten Tafelrunden nicht nur ihre ausschliesslich männlichen Mitglieder, sondern auch deren Frauen und Familien. Blättern Sie auf e-rara in einer szenischen Eigenproduktion der Gesellschaft von 1904.
Die Lesegesellschaft zog in den ersten hundert Jahren zehnmal in neue Domizile quer durch die Berner Altstadt um. Ab 1850 liess sie sich schliesslich für längere Zeit in der Nummer 22 an der Marktgasse nieder.
Die Museumsgesellschaft mit ihrem unterhaltungsorientierten Programm quartierte sich zunächst auf drei Stockwerken im Zunfthaus zur Webern ein. Die Gesellschaft erkannte, wie wichtig die Belebung des Platzes vor dem Parlamentsgebäude der jungen Bundesstadt war. Sie baute zwischen 1866 und 1869 nach Plänen des Zürcher Architekten Johann Caspar Wolff ein Kulturzentrum, das Gesellschaftshaus «Museum», das heute die Berner Kantonalbank beherbergt. Lesen Sie auf e-rara über die ursprüngliche Vision für das Gesellschaftshaus und den bitteren Streit beim Scheitern des Unternehmens.
Gedruckte Statuten, Jahresberichte sowie Literatur- und Mitgliederlisten zeugen von den Vereinsaktivitäten der Lesegesellschaft. Sie stand finanziell über lange Zeit glänzend da. Ein kompliziertes Modell der Bücherversteigerung an die Mitglieder sollte zuerst die Mitgliederbeiträge ergänzen, die zuerst zu hoch angesetzt worden waren. Nehmen Sie Einblick in ein Bücherverzeichnis um 1930 auf e-rara.
Melodrama. Alice M. Williamson: My Friend the Chauffeur, London: Methuen, 1906. Alice Williamson schrieb ihre unterhaltenden Bücher meist zusammen mit ihrem Mann Norris, einem motorisierten Journalisten. In diesem Melodram lassen sich Amerikanerinnen in der Riviera herumchauffieren. Unsere Urgrossmütter müssen Tränen vergossen haben beim Lesen.