Exklusivität und Diversität

Der Zweck der Museumsgesellschaft war die «gesellschaftliche Vereinigung und Unterhaltung sowie Pflege einer umfassenden Leseanstalt». Dabei stand allerdings der gesellschaftliche Aspekt deutlich im Vordergrund. Statt sich allein durch Mitgliederbeiträge zu finanzieren, verkaufte die Gesellschaft ihren Mitgliedern Aktien und richtete eine Billardkasse ein. Auch Wein wurde verkauft. Es sollen viele, oft feuchtfröhliche Sitzungen stattgefunden haben.

Es war keine leichte Sache, in die Lesegesellschaft aufgenommen zu werden. Die notorische Exklusivität stammte von der anfänglichen Beschränkung auf 32 Mitglieder. Diese Bestimmung wurde jedoch rasch aufgehoben. Die Mitglieder waren ausschliesslich Männer und stammten aus bürgerlichen und burgerlichen Kreisen: Akademiker, Handelsleute, Handwerker, Militärs und Staatsdiener. Die Liste der Präsidenten der ersten 100 Jahre zeigt bekannte Berner Namen – und teilweise lange Amtszeiten.

Die Museumsgesellschaft, die in der Zeit des jungen Bundesstaats unter anderen Vorzeichen entstand, stieg bei der Gründung mit einem zehnfachen der Mitgliederzahlen ein: Bei den Vorbereitungen beteiligten sich 350 Herren, und zur Gründung zählte sie bereits 420 Mitglieder. Einen Lichtblick bedeutete die Zulassung der Frauen am 27. November 1912. Das waren immerhin 59 Jahre vor der Einführung des Frauenstimmrechts in der Schweiz... Man argumentierte, das Interesse an geistigen Dingen sei «in der Frauenwelt ungeheuer gewachsen und damit auch das Bedürfnis nach guter Lektüre, die mehr bezwecke als nur Unterhaltung...» Im V. Bericht über die Entwicklung der Museumsgesellschaft auf e-rara lassen sich hie und da ein Fräulein und eine Witwe finden.

 

Sachliteratur zur Frauenforschung damals: Alexandre-Joseph-Pierre Ségur, et al.: Les femmes, leur condition et leur influence dans l’ordre social, Paris: Treuttel et Würtz, 1803. Ségur postulierte als einer der ersten, dass Frauen Teil wissenschaftlicher Untersuchungen werden sollten. Er ging dabei von verschiedenen antiken Mythen aus. Hier die Philosophen zu Füssen der Aspasia von Milet.