Reformatorenporträts

Einblatt- und Buchdruck wurden zur Verbreitung der reformatorischen Inhalte eingesetzt. Mit ihren vielfältigen Möglichkeiten kamen die Drucktechniken auch dem Bedürfnis nach bildlichen Darstellungen der Reformatoren entgegen. Lucas Cranachs Porträts von Luther wurden von etlichen Künstlern in Holzschnitt umgesetzt und mit seinen Schriften gedruckt. Porträtplatten zum Prägen von Bucheinbänden, wie im Fall des slowenischen Reformators Primož Trubar, sind dagegen selten.

Das Porträt Martin Luthers von Hans Baldung Grien (MUE AD 104:3a) gestaltete dieser nach einem Vorbild von Lucas Cranach. Mit einem Nimbus und dem Heiligen Geist in Gestalt der Taube über seinem Kopf stellte Baldung den Reformator aber wie einen Heiligen dar – nach reformatorischem Denken ein Widerspruch. Der Strassburger Drucker Johann Schott verwendete den Holzschnitt mehrfach für Schriften von und über Luther.

Der Theologe und Jurist Andreas Bodenstein genannt Karlstadt hatte Martin Luther 1512 an der Universität Wittenberg promoviert und war anfangs sein begeisterter Mitstreiter. Aufgrund seiner Radikalität kam es jedoch zum Zerwürfnis mit dem Luthertum. Karlstadt fand schliesslich Zuflucht und Ansehen in der Schweiz. Im Gedenkblatt anlässlich seines Todes Ende 1541 (MUE Hospinian 7: 2) lobt ihn Heinrich Pantaleon als „der Schweizer Ruhm, Ehre und Zierde“.

Seiner reformierten Überzeugung wegen musste der slowenische Theologe Primož Trubar nach Süddeutschland fliehen, wo er evangelischer Pfarrer wurde. Auf sein Betreiben hin wurde das Neue Testament Luthers ins Slowenische übersetzt und sowohl in glagolitischer (MUE Gross B 186) wie auch in kyrillischer Schrift gedruckt. Den Bucheinband schmückt vorne Trubars Bildnis. Hinten sind die beiden Übersetzer Stephan Consul Istranin und Anton Dalmata dargestellt. Porträtplatten zum Prägen lederner Bucheinbände sind eher selten.