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Rossica Europeana

St. Petersburg – das Fenster zum Westen

Der Grundstein zum ursprünglich nur als Marinebasis gedachten St. Petersburg wurde 1703 gelegt, nachdem sich Peter I. im Grossen Nordischen Krieg einen Zugang zur Ostsee erkämpft hatte.

Nicht nur im architektonischen Erscheinungsbild sollte die Hauptstadt des neuen Russland eine Alternative zum altrussischen Moskau darstellen.

St. Petersburg wurde unter grossem Einsatz von Arbeitskraft und Leben in einer menschenfeindlichen Sumpflandschaft erbaut (Jean-Baptiste Le Prince: Divers Ajustements et Usages de Russie, Paris [177?], SOB RoEu 521, S. 26 )

Astolphe de Custine (1839) war fasziniert von St. Petersburg und misstraute zugleich der künstlichen, seiner Meinung nach unnatürlichen Verwestlichung, die er hier anzutreffen glaubte:

«[...] hier passen die Erfindungen des Menschen mit der Natur nicht zusammen und dieser Mangel an Harmonie fällt mir bei jedem Schritt unangenehm auf. [...] Das Widersinnige erscheint mir als das Characteristischste in der Bauart dieser ungeheuren Stadt, die mir vorkommt wie ein Gebäude in schlechtem Style in einem Park; aber der Park ist das Drittel der Welt und der Baumeister Peter der Grosse. Einen wie unangenehmen Eindruck die albernen Nachahmungen aber auch machen mögen, welche das Aussehen Petersburgs verderben, so kann man diese Stadt, welche auf den Ruf eines Mannes aus dem Meere hervorwuchs [...] nicht ohne Bewunderung betrachten. Sie ist das Resultat einer ungeheuren Willenskraft.»

Karte der Stadt St. Petersburg - 1744 - Matthäus Seutter
Plan der von Peter dem Grossen neu und symbolträchtig als Fenster zum Westen angelegten Hauptstadt St. Petersburg, von Matthaeus Seutter, 1744